AIM. in Aktion – Meine Stimme für Ghana

AIM. in Aktion – Meine Stimme für Ghana

Rückblickend verging mein erster Monat in Komenda, Ghana, wie im Flug. Nach schleppendem Start und Schwierigkeiten sowohl im Jugendclub, als auch der Verständigung mit dem ghanaischen Vorstand scheint die Arbeit endlich zu fruchten. Der Kontakt zu den Jugendlichen ist sehr intensiv, das Interesse scheint gewachsen und Erfolge werden sichtbar. Ebenso im Vorstand und den Bemühungen unseres aktiven Projekt Managers Solomon Appiah.

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Der Weg dorthin war sehr arbeitsreich. Dies wird am Beispiel des Graphik Workshops und dem Bedrucken unserer T-Shirts, besonders deutlich (an dieser Stelle der Dank an den SC Freiburg, welcher die Shirts großzügig sponserte!):

Ein junger Grafik Lehrer aus Komenda, Rexford, begleitete mich nach Cape Coast, um die Materialien für den Siebdruck zu besorgen. Dank der schnellen Reaktion von unserem Projektkoordinator Jörn aus Deutschland konnten wir im Internet Cafe unser AIM. Symbol ausdrucken und bei einem Graphik Meister belichten lassen.

Die 20 Minuten Wartezeit wurden schnell zu drei Stunden, wobei das außer mir niemanden zu wundern schien. Um anschließend die Farbe zu erhalten, war eine Einkaufsrunde angesagt, bis wir eine Frau an der Straßenecke fanden, die Farbe verkaufte (warum wir nicht in der Wartezeit eingekauft haben, weiß ich nicht, als ich von Farbe sprach, nickte mein Meister nur: Kriegen wir! Wobei er ja recht hatte …).

So viel zum ersten Teil des Timings. Der Zweite war der Workshop selber. Ich dachte mir: Bei Siebdruck rennen mir meine Jugendlichen die Bude ein. Pustekuchen! Um Drei Uhr war der Workshop angesetzt, ich war die einzige Interessentin. Nach mehreren Anrufen erschienen zwei Grafik Lehrer, die aber nach den ersten Drucken wieder gehen mussten und Ersatz sandten. Einen jungen, hoch motivierten Fließband-Drucker, der keinem anderen die Chance lassen wollte, das Sieb zu berühren, und dabei Flecken auf unseren schönen T-Shirts hinterließ.

Den ersten Jugendlichen, der kurz vor vier auftauchte, schickte ich gleich wieder los, um die anderen zu holen. Während die Jugendlichen nach und nach eintrudelten versuchte ich meine pädagogische Erfahrung in eine freundliche Erklärung an meinen Fließband-Drucker umzuformulieren, so dass den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wird, ihre eigenen Shirts selbst zu drucken. Das faszinierende war, keiner der Jugendlichen machte irgendwelche Versuche, zum Siebdruck durchzukommen. Mr. Fließband-Drucker wurden in großer Akzeptanz und Einvernehmen schweigend die blanken T-Shirts gereicht. Als meine Erklärungen zu ihm durchkamen, zog er ab und die Jugendlichen durften endlich selber ran.

Ich möcht mich an dieser Stelle bei meinem Siebdrucklehrer der BA (Berufsakademie), Herrn Hasdorf bedanken, der mir das Siebdrucken so beibrachte, dass ich es problemlos an die Jugendlichen weitergeben konnte. Zwei Stunden nach vereinbartem Zeitpunkt hatten es etwa 15 unserer Youth Club Member hergefunden und das Drucken verlief konzentriert und friedlich.

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Nach dieser wiederholten Erfahrung der Unpünktlichkeit, erklärte ich meinen Jugendlichen, dass ich ab jetzt keinen von ihnen alleine kommen sehen will. Jeder soll auf dem Weg zu den Treffen möglichst viele einsammeln und gemeinsam mit anderen erscheinen. Dies fruchtete am darauf folgenden Tag, als mich kurz nach sieben schon einige Teilnehmer zur „Cleening Campaign“ erwarteten. Im Herzen Komenda’s, dem Lory Park (Allgemeine Bus- und Taxi“haltestelle“ sowie Marktplatz), kehrten wir Schubkarren voller Müll zusammen. Ein wichtiges Zeichen für alle Bewohner Komenda’s – doch zum bewussten Umgang mit Müll scheint es noch ein langer Weg. Abfall soll „ab“ jetzt ein „Fall“ zur Diskussion, statt ein „Fall“enlassen, wo man gerade steht, bedeuten!

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Liebe Leser, was habt ihr für Ideen und Erfahrungen? Wie wird Komenda nachhaltig sauber gehalten? Wie wird den Bewohnern bewusst, wie viel hygienischer, attraktiver, gesünder und schöner ein sauberes Komenda ist?

Während der Jugendclub sich mehr und mehr zusammenrauft, wird auch unser AIM. Vorstand in Ghana aktiv. Leider ist nicht auf jeden Verlass, und unser großes Meeting musste aufgrund zu wenigen Anwesenden verschoben werden.

Doch unser Projektmanager Solomon scheint einen Fisch am Haken zu haben. Letzten Donnerstag fuhren wir gemeinsam nach Takoradi. Ziel: ein großes Unternehmen, welches mit Holz in der gesamten Region handelt. Nach einer Stunde Warten fuhr ein Auto vor: Mr. Awordwe, ein freundlicher, viel beschäftigter Ghanaer wurde mir als Solomons Freund vorgestellt, worauf er auch mein Freund wurde (ja, so macht man hier Freunde!). Ich muss euch aber auf die Folter spannen – mehr dürfen wir aber leider noch nicht berichten.

Im Anschluss ging es zum Radio: Melody FM – radio for decending minds! Ein vielgereister Journalist erwartete uns dort. Er versprach unser Projekt im internationalen Chataustausch einzubringen, was auf jeden Fall eine gute Publicity darstellt und evtl. Unterstützung bringen könnte. Dann fragte er, ob wir bereit für ein Interview fürs morgige Programm sind?!

Ups, schluck. Ich war noch nie im Radio und mein Englisch ist nun auch nicht grad zum veröffentlichen… Aber Gelegenheiten wie diese sollte man in Ghana nicht ausschlagen. Also erklärte ich mich gerne bereit, versuchte meine Nervosität herunterzuschlucken und befand mich wenig später vor laufendem Mikrofon. Solomon sprach mit einer Selbstverständlichkeit über unser Projekt, ich gab selber mein Bestes und durfte im Anschluss zwischen begeisterten Ghanaern noch Ansagen für Melody FM machen.

Tatsächlich lief am nächsten Tag im Nachmittagsprogramm ungekürzt unser Bericht. Was ich erstmal nicht verstehen konnte, war die überall aufkommende Frage, was wir dem Radio gezahlt haben? Dann die Überraschung in den Gesichtern bei der Antwort: Wir haben nichts bezahlt! Während es in Deutschland üblich, ist ein Interview auch einzukaufen, gibt es hier fixe Preise pro Minute für Ausstrahlungen von Interviews im Radio.

Was haltet ihr davon? Wie erklärt ihr euch diese unterschiedlichen Normen? Der Reiche hat das Wort? Wer sich’s leisten kann, geht zum Radio? Oder ist es eine Notwendigkeit der Sender ihre Existenz zu sichern?

Viele Fragen begleiten mich die Tage und doch bin ich zuversichtlich und überzeugt, wir sind auf einem guten Weg. Da sich 20 Minuten nicht selten zu drei Stunden entwickeln, lerne ich Geduld zu haben, mich auf das Vorgefundene einzulassen und durch Anregungen die deutsche Seite des Projektes bestmöglich zu vertreten.

Ich bleib dran!

Es grüßt von Herzen aus Komenda,

Eure Alrun