Der erste Monat

Der erste Monat

Für jeden der sich die Frage stellt, wie wohl ein typischer erster Monat in Ghana aussehen möge, dem wäre mit unseren Erlebnissen nicht sehr geholfen. Denn unsere ersten vier Wochen waren alles andere als typisch. Auch wenn eine Norm eh schon schwer festzumachen ist, ließe sich unsere Zeit noch weniger weder mit der eines Touristen vergleichen noch den unserer Vorgänger gleichordnen. Sie ist geprägt von besonderen Ereignissen und einer überdurchschnittlich langen Eingewöhnungsphase.

 

Mit unserer Ankunft gelangten wir sechs Freiwillige in eine sehr rege, ereignisreiche Umgebung bei AIM, aufgrund der bevorstehenden, lang erwarteten (knappe 10 Jahre) Eröffnungsfeier des Trainingscenter. Unsere Rollen als Workshopleiter/-innen traten daher für’s Erste in den Hintergrundund es hieß anpacken, dokumentieren, mitmachen. Doch das erlaubte uns, Komenda und dieUmgebung, Sitten und Verhaltensweisen kennenzulernen und zu adaptieren, wodurch wir uns, alsder Workshop dann beginnen konnte, bereits sehr heimisch fühlten und keine Schwierigkeiten hatten, einen Alltag zu finden.

 

image1

 

Der Filmworkshop gewann sehr schnell an Fahrt. Wir bieten ihn an zwei Schulen an: der Newtown M/A in Ayensudo und der Essaman United in Atabadzi. Beide Orte sind über die Mainroad in Richtung Cape Coast zu erreichen und man rechnet mit einer Fahrtdauer von 20min und bis nach Atabadzi ca. 25min. Hinzu kommt noch ein 10 minütiger Fußmarsch. Hier in Ghana wird an den Schulen in Form 1, 2 und 3 unterteilt. Sie sind so ziemlich die Äquivalente zu unseren Schuljahren in Deutschland. Daher ergibt es nur Sinn, dass die Schüler aus Form 3 am ehesten über Film Bescheid wissen. An beiden Schulen haben wir ein paar dieser Schüler in unserem Kurs, allerdings mehr Neulinge in Ayensudo als in Atabadzi, was sich auch deutlich im Unterricht zeigt. Für diesen Term beschäftigen wir uns mit „Theory of shots“, was allerdings mehr Praxis bedeutet als Theorie. Denn als Ziel haben wir uns gesetzt, dass sowohl Schauspieler als auch Kameramenschen die Grundbausteine ihrer Tätigkeit beherrschen. Das bedeutet für die Schauspieler, sich daran zu gewöhnen, während des Filmens nicht zu lachen, nicht zu sprechen, ihre Rolle vollends zu verkörpern und sich in jedem Take genau gleich zu verhalten; für die Kameramenschen bedeutet es in Shots zu denken, die Kamera als menschliches Auge zu benutzen und die Schauspieler, wenn nötig, anzuweisen.

 

image1

 

Soweit gelingt es uns, all diese Aspekte anzusprechen und zu üben, möglich gemacht durch die viele Praxis, die sich nun mittlerweile an beiden Schulen durch eine von den Schülern improvisierte Kurzgeschichte auszeichnet. Anhand dieser proben und filmen wir einzelne Szenen wieder und wieder, bis die Workshopteilnehmer den Ablauf und den Umgang am Filmset verinnerlicht haben. Und ich kann nur sagen: Es macht wirklich viel Spaß! Es macht Spaß, weil die Schüler schnell lernen und verstehen, was man ihnen beibringen möchte. Und das Einige mit viel Begeisterung filmen, motiviert dann auch letztendlich mich sehr, denn es kann zuweilen anstrengend werden, wenn wir gegen die Gespräche und Unruhen der Gruppe ankommen müssen. In diesem Sinne blicke ich sehr zuversichtlich auf den verbleibenden Term. Ob wir all das schaffen, was wir uns für jetzt vorgenommen haben…mal sehen.