Reflektion – FID hilft.

Reflektion – FID hilft.

„Reflektion über Arbeit und Projekt“, „Rückkehr nach Deutschland“, „Kultur und Religion in Westafrika“ – das waren einige der Themen, die während des fid-Begleitseminars für Weltwärts-Freiwillige behandelt wurden, welches vom 15. bis zum 22. Februar in Abetifi inder Eastern Region Ghanas statt fand. Neben Janna und mir nahmen noch 21 weitere Freiwillige an dem Seminar teil, die ihren Dienst in Ghana, Burkina Faso und dem Senegal verbrachten. Wie schon beim Vorbereitungsseminar wurde uns auch hier die Möglichkeit gegeben, die vorhandene Zeit nach unseren Bedürfnissen zu gestalten. Neben den Workshops war auch noch genügend Zeit vorhanden um sich mit den anderen Teilnehmern auszutauschen oder für sich selber über die eigenen Wünsche und Ziele zu reflektieren.

Da für mich die Zeit bei AIM. inzwischen beinahe vorbei ist, bot sich mit diesem Seminar auch eine gute Möglichkeit die letzten sechs Monate in Komenda Revue passieren zu lassen und zu reflektieren, in wie weit ich es geschafft habe, mich in Ghana zurecht zu finden und mich den kulturellen Gegebenheiten anzupassen.


Als ich vor sechs Monaten in Komenda ankam, dachte ich, dass es sicher nicht allzu schwer sein würde, sich in der ghanaischen Kultur zurecht zu finden. Dank der Unterstützung von Kathleen, unserer Vorgängerin, die nach unserer Ankunft noch eine Woche für AIM. arbeitete, und Theo, dem ghanaischen Volunteers-Guide, lebte ich mich auch relativ schnell ein. Auch durch unsere Nachbarn hier im Dorf habe ich, genauso wie alle anderen Voluntäre, von Anfang an viel Unterstützung erfahren. Dennoch habe ich immer wieder gemerkt wie schwierig es ist, sich auf eine fremde Kultur einzulassen. Gleichzeitig bin ich mir auch meiner eigenen kulturellen Prägung bewusster geworden und habe gemerkt, dass ich unter anderem durch diese nicht in der Lage bin, voll und ganz in einer anderen Kultur aufzugehen. Doch auch mein Dasein als Europäer hat es mir das ein oder andere mal schwer gemacht. So wird die weiße Hautfarbe in Ghana (und wahrscheinlich in ganz Afrika) mit Reichtum assoziiert. Dies geschieht zwar nicht zu unrecht, macht den Umgang mit Menschen, die einen nach Geld oder Sachwerten fragen aber nicht leichter und erschwert somit den Kontakt zu vielen Ghanaern.Selbstverständlich verfügt jeder Europäer, der sich einen Aufenthalt in Ghana (ob gefördert oder nicht) leisten kann, über deutlich mehr finanzielle Mittel als der durchschnittliche Ghanaer. Denn trotz vermehrter wirtschaftlicher Entwicklung in den letzten Jahren verfügen die meisten Ghanaer nach wie vor über weniger als zwei Euro pro Tag.

Auch Komenda fehlt es seit dem Zusammenbruch einer großen Fabrik zur Zuckerrohrverarbeitung in den achtziger Jahren am nötigen wirtschaftlichen Potenzial. Im Einzugsgebiet des Dorfes leben 12.000 Menschen, von denen mehr als die Hälfte unter 18 Jahre alt und deren Haupterwerb der Fischfang und die Landwirtschaft ist. Außerdem gibt es einige kleinere und Kleinstbetriebe, die hauptsächlich alltägliche Gebrauchsgegenstände produzieren sowie etliche Arbeitskräfte, die im informellen Sektor beschäftigt sind. Im Vergleich zu benachbarten Städten wie Cape Coast, Takoradi, Elmina oder auch kleineren umliegenden Gemeinden gibt es in Komenda praktisch keinerlei touristischen Projekte wie ein Beachressort, oder die Möglichkeit die historischen Bauten zu besichtigen, obwohl das Komenda Castle, welches momentan dem Verfall preis gegeben ist, durchaus über Potential verfügt. Hinderlich für die Entwicklung der Tourismusindustrie ist unter anderem auch der stark verschmutzte Strand, der häufig als Müllkippe oder Toilette benutzt wird. Da hier sowohl infrastrukturelle Maßnahmen, als auch Informationsverantaltungen zur Bildung der Anwohner vonnöten sind, ist AIM momentan dabei, ein groß angelegtes Projekt in Kooperation mit dem DED (Deutscher Entwicklungsdienst) und CEDECOM (Central Region Development Comission) zu starten.

Dies sind zwar dringend Notwendige Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität und der touristischen Entwicklung in Komenda. Dennoch löst dies nicht das grundsätzliche Problem, vor dem man als Europäer steht, wenn einen Freunde oder Unbekannte nach Geld fragen.

Doch auch diese Problematik wurde beim Zwischenseminar in Abetifi behandelt. Auch die Armutsproblematik und Entwicklungspolitik im allgemeinen wurden eingehend diskutiert. Wenn alerdings auch wie zu erwarten ohne eindeutiges Ergebnis. Dieses Makel ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass das Seminar einen enorm wichtigen Teil der Dienstbegleitung ausmachte und einen guten Abschluss meiner Dienstzeit darstellte.

Tim Kiefer

AIM. Volontär in Komenda, Ghana

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